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Dienstag, 14. Juni 2011

Die Wahrscheinlichkeit des industriellen Niedergangs Deutschlands wächst

Wenn RWE-Chef Großmann sagt, er sei nie ein Jünger der Kernenergie gewesen, wollen die Atomkraftgegner ihm dies nicht glauben. Die Grünen, wie z.B. Jürgen Trittin, wissen natürlich, dass es in der Welt des Big Business die Identifikation mit den hergestellten Produkten so gut wie keine Rolle spielt, jedenfalls keine, die über die Zeit der Generierung höchst möglicher Gewinne hinausreicht. Großmann hat noch zwei Berufsjahre vor sich und, wie er sagt, kein Interesse daran, seine Amtszeit zu verlängern. Um Wählerstimmen muss er jedenfalls nicht buhlen.
In einem Gespräch mit der Süddeutschen sagte Großmann: "Auch nach 2023 wird es in Deutschland Atomstrom geben, nur keinen deutschen."

An dem grünen Industriekomplex rund um die erneuerbaren Energien partizipiert auch RWE. Die Aktionäre, von denen über 50 Prozent von außerhalb Deutschlands kommen, werden auch nach einer feindlichen Übernahme durch Gazprom oder EDF partizipieren können. Mit über einer Milliarde Euro pro Jahr an Investitionen sei RWE einer der größten europäischen Investoren in die Erneuerbaren. "Kaum ein anderes Unternehmen hat so viel Wind-Offshore in der Planung wie wir."

Die Nachteile des schnellen Atomausstiegs für die deutsche Wirtschaft sind offenkundig: Investitionen der RWE, die bislang den Großteil ihrer Investitionen auf Deutschland konzentriert habe, werden künftig eher im Ausland erfolgen, sagt Grossman, denn "Wachstum findet für uns derzeit woanders statt." Aber nicht nur RWE wird seinen Schwerpunkt weiter ins Ausland verlagern.

Großmann sieht, wie viele andere Wirtschaftsfachleute, auf die zurzeit allerdings niemand hören will, die Gefahr einer schleichenden De-Industrialisierung. "Investitionen werden in Deutschland zurückgehalten. Viele Kollegen sagen mir, sie warten ab, in welche Richtung der Energiepreis geht. Wenn die Politik weiter so konsequent die Zerstückelung der industriellen Energieerzeugung betreibt, werden wir bald auf ganze Industriezweige verzichten müssen. Konzerne wie BASF oder ThyssenKrupp wird es dann hier nicht mehr geben."
Die Atomkraftgegner jubeln über hunderttausende neuer Arbeitsplätze, die durch die erneuerbaren Energien angeblich entstehen werden, aber sie machen die Gegenrechnung nicht auf. Und sie denken nicht ökonomisch, sondern politisch.

Um so erstaunlicher ist es, dass die Grünen die Gefahr wachsender Abhängigkeit von Stromlieferungen aus dem Ausland, oder der Kontrolle der deutschen Energieindustrie durch ausländische Gesellschaften nicht thematisieren. Der von der Regierung beschlossene schnelle Atomausstieg hat einen stark sinkenden Aktienwert zur Folge und mit sinkenden Kursen wächst die Gefahr einer feindlichen Übernahme. Dies weiß nicht nur Grossmann.

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